Im November 2020 hatten die deutschen Gesundheitsämter alle Hände voll zu tun, um mit der sich ausbreitenden COVID-19 Pandemie fertig zu werden. Jede einzelne infizierte Person sollte von Ihnen angerufen werden, um Quarantäne anzuordnen und Kontakte aus ihrer ansteckenden Zeit zu sammeln. Dann wurde jede solcher Kontaktperson ebenfalls angerufen, um Einzelheiten über den Kontakt zu erfragen und über die Quarantäne zu entscheiden. Die Bundeswehr half beim Anrufen , aber der ganze Prozess war so langsam, dass manche erst Wochen nach ihrem kritischen Kontakt angerufen wurden.
Details über Infektionen wurden damals mit einer Software namens SurvNet ans Robert Koch Institut (RKI) übertragen. Das Tool ist nicht dafür ausgelegt, eine Pandemie zu organisieren, daher wurde angekündigt, dass ab Anfang 2021 das Pandemie Management System SORMAS parallel eingesetzt werden soll. SORMAS hat eine REST-API, was uns die auf die Idee gebracht hat bei der Kontaktverfolgung zu helfen.
Unser Ansatz
Die große Mehrheit der Bundesbürger nutzt täglich das Internet, also haben wir einen digitalen Assistenten entwickelt, der die Kommunikation mit Infizierten übernehmen kann:
- Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes geben die Daten der infizierten Person in SORMAS ein, die sie von den COVID-Test Stationen erhalten. Dazu gehören in der Regel eine Telefonnummer oder eine E-Mail Adresse.
- Die Mitarbeiter erstellen ein neues Ticket in SORMAS, wie sie es ohnehin tun würden, um die Bearbeitung des Falls zu verfolgen. Anstatt die Aufgabe an einen Menschen zu delegieren, wählen sie unseren Bot, Telli, aus dem Dropdown-Menü.
- Telli kontaktiert die betroffene Person per E-Mail oder Anruf und bittet Sie, ihre Kontakte über eine Web-App zu dokumentieren.
- Nach der Eingabe schreibt Telli die Daten an SORMAS zurück und schließt die Aufgabe ab.
Funktioniert ohne Installation und datenminimal
Ein Vorteil dieses Ansatzes ist, dass er ohne Softwareinstallation im Gesundheitsamt auskommt – solange dieses SORMAS verwendet. Die Ämter müssen lediglich einen neuen SORMAS-REST-Benutzer mit den entsprechenden Berechtigungen für uns anlegen, uns die URL ihrer SORMAS-Instanz mitteilen, und schon ist Telli einsatzbereit.
Außerdem werden die Daten nur von bestätigten Fällen und deren Kontaktpersonen gesammelt. Es werden keine Daten im Voraus erhoben, was ein hohes Maß an Privatsphäre gewährleistet. Weiterhin wurde Telli in deutschen Rechenzentren betrieben.
On-boarding der Ämter
Das MVP wurde im Januar 2021 fertiggestellt. Wir haben uns an alle Gesundheitsämter in Deutschland gewandt. Einige waren interessiert, wenige arbeiteten mit uns zusammen, um die Software an ihre spezifischen Bedürfnisse anzupassen. Im Februar waren die ersten produktiven SORMAS-Instanzen an unser System angeschlossen. Ämtern, die noch kein SORMAS hatten, wurden von uns mit SORMAS-Testinstanzen versorgt. Telli konnte bereits zusätzliche typische SORMAS Aufgaben abseits der Kontaktverfolgung automatisieren.
Warten auf den Einsatz von SORMAS
Es gab großes Interesse an unserer Lösung, jedoch mangelte es an schnellen und pragmatischen Entscheidungsgrundlagen bei den Gesundheitsämtern. Des Weiteren Wir haben aufgegeben als klar wurde, dass SORMAS nicht flächendeckend eingesetzt wird, solange die Schnittstelle zu SurvNet nicht fertig ist - wobei sich SurvNet ständig weiterentwickelte.